Die Wassergeburt bietet zahlreiche Vorteile für die gebärende Frau und das Neugeborene. Viele Mütter empfinden die Geburt im Wasser rückblickend als eine schöne und positive Erfahrung. Sie beschreiben die freien Bewegungsmöglichkeiten im tragenden Wasser als selbstbestimmend und bestärkend. Im folgenden Beitrag findest du interessante Informationen zum Thema Wassergeburt.
Wie wirkt «warmes Wasser» unter der Geburt?
Die Wärme im Bad und die folgende Entspannung wirken sich lockernd auf Muskeln und Gewebe aus. Das warme Wasser hat dadurch, wie auch durch die Verminderung der Schwerkraft eine schmerzlindernde Fähigkeit. Somit wird die Beckenmobilität gesteigert und sogar der Durchmesser des Beckens grösser. Dieser Zustand hat oftmals eine positive Folge auf die Länge wie auch Regelmässigkeit der Kontraktionen. Die Frau profitiert von mehr Entspannung und kann deutlich Energie sparen. Alle dieser Auswirkungen sind förderlich für die gesamte Geburtsdynamik und können die Geburtsdauer verkürzen.
Das Wasser führt auf natürliche Weise einen konstanten physikalischen Druck aus, was den Dammschutz durch die Hände der Hebamme meistens überflüssig macht. Die Wärme fördert die Durchblutung, was dazu beiträgt, das Dammgewebe dehnbarer zu machen und Geburtsverletzungen vorzubeugen.
Die Studienlage zeigt, dass die Wassergeburt mit einem signifikant niedrigeren Risiko für Dammrisse, Dammschnitte und geringerer postpartaler Blutung empfohlen werden kann.
Der «ideale Zeitpunkt»
Das erste Bad zu Hause lohnt sich. Die Hebamme am Telefon fragt manchmal nach, ob die Frau schon im Wasser war oder empfiehlt dies je nach Situation. In der Anfangsphase der Geburt hat das warme Bad den Vorteil, dass es entweder eine Pause bringt, wenn der Körper noch nicht wirklich Geburtsbereit ist («falscher Alarm») oder die Kontraktionen an Regelmässigkeit und Intensität gewinnen. In der Literatur wird der ideale Zeitpunkt für den Einstieg in die Badewanne bei einer Muttermunds-eröffnung von 4-5cm angegeben. Es spricht also (fast) nichts dagegen, am Geburtsort erneut in die Wanne zu steigen. Die werdende Mutter sollte unter der Geburt selbstbestimmt entscheiden können, wann und wie oft sie die Badewanne ausprobieren möchte. Eine Geburt im Wasser ist auch dann möglich, wenn die Fruchtblase bereits vor den Wehen gesprungen ist. Dies, solange keine Anzeichen einer Infektion, wie mütterliches Fieber oder erhöhte Infektparameter im Blut vorkommen. Selbst wenn die Gebärende bereits einen Kaiserschnitt hatte, ist eine Geburt im Wasser möglich. Sollte während der Geburt die Verabreichung des wehenstimulierenden Hormons Oxytocin oder Lachgas zur Schmerzlinderung erforderlich sein, kann die Frau meist weiterhin in der Wanne bleiben. Die Wassertemperatur sollte dabei angenehm, aber nicht zu warm sein. Wichtig ist, dass die Gebärende genügend trinkt, da der Flüssigkeitsverlust durch die Wärme höher ist. Auch im Wasser können die kindlichen Herztöne überwacht werden, entweder mittels Dopton oder mit einem kabellosen CTG-Gerät.
Die elastischeren Becken- und Weichteile der Mutter bieten dem Kind mehr Platz und es kann sich lebhaft bewegen. Durch die verstärkte Durchblutung wird es besser mit Sauerstoff versorgt und in den Wehenpausen werden von der Gebärenden vermehrte Kindsbewegungen wahrgenommen.
The continuum, from the womb through water to the mother’s arms, closes the circle. She takes her child right into her heart in the first moment. (Balaskas J. Water Birth Unplugged 1995)
Welche Vorteile bringt die Wassergeburt für das Kind?
Für das Neugeborene birgt eine Wassergeburt keine Risiken. Im Gegenteil, das Wasser bietet dem Neugeborene einen sanften Übergang von der warmen Bauchwelt ins warme Wasser. Solange das Kind unter Wasser ist, wird es über die Nabelschnur mit Sauerstoff versorgt und verfügt über einen Tauchreflex. Erst nach dem Auftauchen aus dem Wasser an die Luft erfolgt der erste Atemzug. Eine im Jahr 2013 veröffentlichte Studie schloss über 6.000 Gebärende mit niedrigem Geburtsrisiko ein und verglich die Wassergeburt mit anderen Geburtshaltungen. Dabei war die postpartale Vitalität beim Neugeborenen mit den anderen vaginalen Geburtsmodi vergleichbar und zeigt, dass die Wassergeburt mindestens genauso sicher ist.
In welchen Fällen ist eine Wassergeburt ausgeschlossen?
Wenn während der Geburt Auffälligkeiten bei den kindlichen Herztönen oder andere Geburtskomplikationen auftreten muss die Wassergeburt abgebrochen werden. In den meisten Kliniken ist die Geburt im Wasser kontraindiziert wenn es zu einer Periduralanästhesie (PDA), einer Geburt aus Beckenendlage, einer Früh- oder Mehrlingsgeburt kommt.
Dieser Blogbeitrag hat Sarina Heinz, angehende Hebamme für CURA FEMME verfasst.
Hast du Fragen oder Anregungen zum Thema Wassergeburt? Schreibe gerne einen Kommentare!
Comments